... Anregungen und Tipps zur erfolgreichen Wildtierfotografie
Vorab
Über allen fotografischen Zielen sollte so etwas wie ein Ehrenkodex stehen ...
Bedenke immer: Als Fotograf bist du Besucher im Lebensraum deiner Fotoobjekte. Freue dich, wenn du dort als geduldeter Beobachter recherchieren darfst. Begegne der Tier- und Pflanzenwelt mit dem
gebotenen RESPEKT und der nötigen ACHTUNG. Du bist immer ein Eindringling, der seine
Spuren hinterlässt. Bemühe dich, deinen Fußabdruck so gering wie nur möglich zu halten.
Mit gebotenem RESPEKT und nötiger ACHTUNG bekommst du vielleicht nicht immer oder
nicht auf die Schnelle die erträumten Ergebnisse. Für mich zählen jedoch Aufnahmen "by fair means" mehr als super gesteilte Fotos, die unter fragwürdigen Umständen entstanden ...
NATURE FIRST hat - so finde ich - auf gute Weise formuliert, was nachhaltige Naturfotografie ausmacht:
DIE NATURE FIRST PRINZIPIEN
Quelle: https://www.naturefirstphotography.org/de/startseite
Die Formel für Wildtierfotos
Ja, wenn es diese Formel so geben würde ... Jedenfalls als Geheimformel, die zwangsweise zum schnellen Erfolg führt, gibt es sie nicht. Doch in etwa sieht die Erfolgsformel so aus:
erfolgreiche Wildtierfotos =
(Wissen um Leben/Lebensraum etc.) mal (viel Beobachten) mal (viel Zeit)
Wer die Mathematik weniger mag, der kann die Formel auch mit einem Kochrezept vergleichen. Für ein erfolgreiches Wildtierfoto nehme man die oben genannte Zutaten. Von allen Zutaten in verschwenderisch großzügiger Menge. Wer an diesen Zutaten spart, wird nur per Zufall oder als absoluter Glückspilz zu guten Ergebnissen kommen ...
Wissen
Oft eröffnet zuerst das Wissen um Lebensweise, Lebensraum, Gewohnheiten, etc. die Möglichkeit, erfolgreich zum Schuss zu kommen. Wenn ich beispielsweise auf die Krötenwanderung warte und weiß,
dass es anhaltend über 4 bis 5°C haben muss, dann brauch ich mich bei noch stetigem Nachtfrost eigentlich schon gar nicht auf den Weg machen.
Woher bekomme ich mein Wissen?
- einschlägige Tierlexika
- Tierfilme
- Internet
Beobachtung
Das kommt einem schon lästig vor. Doch um zum Erfolg zu gelangen, führt kaum ein Weg am intensiven Beobachten vorbei. Ja, das braucht Zeit und Geduld. Doch erst, wenn ich einen Erfahrungsschatz
aus meinem Beobachten habe, kann ich die gewünschten Tiere in Fotos festhalten. Was selten bis gar nicht funktioniert ist, dass ich einfach die Kamera schnappe und einfach so zum Schuss komme.
Meine Raubvögel habe ich beispielsweise erst so fotografiert bekommen. Nach ersten Misserfolgen habe ich immer wieder beobachtend wahrgenommen, wenn ich zum Beispiel mit dem Mountainbike
unterwegs war ...
Tipps
- lass dir Zeit, einfach wahrzunehmen
- mach dir Notizen über
- Orte
- Tages- und Jahreszeiten
- Situationen (Wetter, Temperastur, Licht)
- verfolge lokale Ereignisse (zu Mauereidechsen kam ich, nachdem diese bei Baumaßnahmen schützenswert in der Tagespresse erschienen waren)
Zeit
Das ist ähnlich lästig wie oben beschriebenes Beobachten. Wenn du schon unter Zeitdruck deine Fotosession beginnst, kannst du eigentlich gleich zuhause bleiben. Tiere richten sich nicht nach
deiner Uhr. Vor Ort braucht es also wieder Geduld. Möglicherweise musst du vor Ort sehr lange warten. Vielleicht bist du auch Stunden unterwegs und kommst ohne Aufnahme zurück. Lass dich nicht
frustrieren. Früher oder später wird Geduld meist belohnt. Ungeduld selten bis nie ...
Für den Anfang
Wenn du mit "wilden" (freilebenden) Tieren starten möchtest, ist mein Tipp, dass du mit Insekten und Lurchen startest. Das kann viel Spaß machen, was es da so alles direkt vor der Haustür zu
entdecken gibt. Auch hält sich hier der finanzielle Aufwand in Grenzen. Womöglich hast du schon ein Makro-Teleobjektiv, das du dafür prima einsetzen kannst. Ansonsten halten sich die
Anschaffungskosten in Grenzen. Auch lässt sich ein z. B. 100mm-Makro-Objektiv darüber hinaus vielfältig als kleines Tele oder auch als Portrait-Objektiv einsetzen.
Dein Arbeitsspektrum lässt sich mit weiteren, noch günstigen Anschaffungen ergänzen: Telekonverter, Zwischentuben zur Auszugsverlängerung, Blitzgerät, ...
Weitere gute Übungsfelder/Einstiegsbereiche sind:
- Zoofotografie
- Wildpark
- Haustiere
- Vögel am Futterplatz/Nistkasten
- Eichhörnchen im Stadtpark
Mein Start war das Fotografieren von Flügeln toter Schmetterlinge als Teenager. Ich erinnere mich, wie ich damals auch versucht hatte, eine Wespe fürs Foto zu betäuben. Das passt absolut nicht zu meiner heutigen Vorstellung von Respekt und Achtung gegenüber der Natur. Das war jugendlicher Tatendrang gemischt mit Unwissenheit. Jahrelang hatte ich mich dann später mit Schmetterlingen, Heuschrecken, etc. "begnügt" ...
Wenn du scheu Wildtiere in Bildern festhalten möchtest, ist eine "einfache" Möglichkeit die Pirsch. Einfach – nicht weil es leicht wäre – sondern, es eine überschaubare Möglichkeit ist, die du mit deinen Mitteln umsetzen kannst. Dazu brauchst du nicht durchs Unterholz zu robben oder stundenlang in einem Versteck sitzen, sondern dich möglichst leise zur richtigen Zeit durch den Wald oder über die Felder bewegen. Dabei kannst du die Wald- bzw. Feldwege benutzen. Achte auf Folgendes:
Bei allem gilt auch hier das über Respekt und Achtung Gesagte. Allein deswegen sollte
es selbstredend sein, dass du nicht regelmäßig wie Gollum täglich einen gleichen Pfad beschleichst. Das macht das Wild nur scheu. Pirsche also nicht fortlaufend im gleichen Gebiet. Aus Respekt
und Achtung – auch gegenüber möglichen Jagdpächtern – lasse den Tieren wieder ihre ungestörte Ruhe.
Bitte zudem beachten:
Ein schöner "Waldknigge findet sich bei der "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald":
BEWUSSTER EINSATZ VON BEWEGUNGSUNSCHÄRFE - KREATIVITÄT IN DER GESTALTUNG
Anregungen zum bewussten Gestalten mit Bewegungsunschärf