Stephan Wiesner, Nicht glauben, ausprobieren! - Vom Burnout zum Traumberuf, erschienen bei Amzon
Wer sich fürs Fotografieren interessiert und im Internet nach Informationen sucht, wird früher oder später über Stephan Wiesners YouTube-Beiträge stolpern. Offen und ehrlich geht Stephan Wiesner viele interessante Themen an und scheut sich auch nicht Equipment schonungslos unter die Lupe zu nehmen. Diese ehrliche Art hat mich immer wieder neu positiv angesprochen.
Kürzlich entdeckte ich mehr zufällig Stephan Wiesners Buch "Nicht glauben, ausprobieren!" Aus purer Neugier schaute ich einmal die Inhalte an und war erst recht neugierig. Ich fand es gleich spannend mutig, dass sich Stephan Wiesner an ein so persönliches Buch wagte und war damit erst recht neugierig. Deshalb bestellte ich mir das Buch umgehend und las es dann mit großer Spannung.
Hochachtung, wenn man so mutig sein Leben öffentlich ausbreitet.
Wer mit Passion fotografiert wird vermutlich bei Vielem gedankliche Nähe zu den Buchinhalten finden. Das Buch ist erfrischend inspirierend für jeden, der mehr will als kurz knipsen ...
Linda Goron, Dorothea Lange - A Life Beyond Limits, W. W. Norton & Company, New York/London 2009
Das klassische Bild "Migrant Mother" hat vermutlich jeder schon einmal gesehen. Welche Fotografinnen-Persönlichkeit hinter diesem Foto aus der Weltwirtschaftskrise steckt, habe ich erst jüngst eher zufällig entdeckt. Immer wieder schau ich mich um, wer, was, wann fotografiert hat. Mir geht es dabei nicht um "Abgucken", sondern um Inspiration und ein Sich-weiter-entwickeln. Selbst wenn man zu dem Schluss kommt, man würde das anders machen, hat man was gelernt. Unter diesem Aspekt sehe ich mich gerne um, was Fotografenpersönlichkeiten der Gegenwart und Vergangenheit so schaffen bzw. schafften.
Linda Gordon zeichnet über mehrere hundert Seiten ein sehr vielseitiges und detailreiches Lebensbild der Fotografin Dorothea Lang. Das Buch hat mir ganz neue Einblicke in die Geschichte Amerikas im vergangenen Jahrhundert gegeben. Wer in dem Buch fotografische Tipps und Anleitungen sucht, wird enttäuscht sein. Wer jedoch sehen möchte, was die großartige Fotografin Lange angetrieben hatte und wie persönliches Leben, soziales Umfeld und geschichtliche Gegebenheiten das fotografische Schaffen beeinflussten sowie formten, dem ist das Buch eine wahre Schatztruhe an großartig recherchierten und unterhaltsam zusammengestellter Fakten.
Mary Street Alinder, Ansel Adams - A Biography, Bloomsbury, New York 2014
Einer der Götter aus dem Olymp der Fotografie. Vermutlich hat jeder , der sich ernsthaft mit Fotografie auseinandersetzt, schon mindestens einmal ansatzweise etwas von Ansel Adams gehört oder gelesen. Nachdem ich noch zu Zeiten als man auf Film belichtete meine erste Begegnung mit Anselm Adams hatte, wollte ich endlich einmal genauer wissen, welche Persönlichkeit hinter diesem großen Fotografen steckt. Damals hatte ich erstmals den Namen Adams in Zusammenhang mit seinem Zonensystem gelesen.
Die hier vorgestellte Biografie gab mir nun interessante Einblicke in das Leben und Schaffen dieser großen Fotografenpersönlichkeit. Sehr ausführlich gibt Mary Street Alinder Einblicke in das sehr vielschichtige Leben dieser Fotografenlegende. Für meinen Geschmack wirkt die Biografie in ihrer Ausführlichkeit teils etwas langatmig.
Goethe meinte einmal, dass wo viel Licht auch viel Schatten sei. Das ist sicherlich auch eine treffende Aussage auf die Biografie dieses Fotografen-Gottes. Sicherlich keine Frage: Adams hat außergewöhnliche Bilder geschaffen und war ohne Zweifel ein Genie in der Schwarzweiß-Verarbeitung. Und dennoch zeigen Biografien immer wieder neu, wie "menschlich" solche Götter dann wieder sind.
Alles in allem ein lesenswertes Buch, für den, der an der Person hinter den großartigen Aufnahmen interessiert ist.
Antony Penrose/David E. Scherman, LEE MILLER'S WAR BEYOND D-DAY, Thames & Hudson, London 2021
Die Chancen standen gut, dass Lee Miller's photographisches und journalistisches Schaffen für immer in den Tiefen eines britischen Dachbodens versunken in Vergessenheit bleiben würden. Nicht einmal ihrem eigenen Sohn, Antony Penrose, war es lange bewusst, welch bedeutende Fotografien seine Mutter aufgenommen hatte. Erst nach dem er den Nachlass seiner Eltern sichtete, kamen auf dem Dachboden rund 60000 Negative sowie unzählig weitere Dokumente Miller's Schaffen zum Vorschein. Heute bilden diese Negative und Dokumente den Grundstock des Lee-Miller-Archives.
Vor vielen Jahren war ich zu einem ersten Mal mit Miller's Bildern in Kontakt gekommen. Damals hatte ich eine Ausgabe von Geo oder Geo-Epoche über das Kriegsende in Deutschland in der Hand und staunte über die außergewöhnlichen Bilder, ohne die Person hinter diesen Werken zu kennen. Jetzt wollte ich mehr wissen und so kaufte ich mir dieses Buch.
LEE MILLER'S WAR BEYOND D-DAY erzählt eindrücklich aus der wilden Zeit des Kampfs der alliierten Streitkräfte gegen die Terrorherrschaft Nazi-Deutschlands. Es ist spannend, wie Lee Miller als Frau den Job einer Kriegs-Fotojournalsitin machte. Für damals ein absolutes Novum. Das Thema ist mehr als traurige Geschichte, doch die Bilder zollen noch heute Respekt. Die Fotos sprechen eine ganz persönliche Sprache und sind absolut superb. Bittere Kehrseite dieser hervorragenden fotojournalistischen Arbeit ist die Tatsache, dass Lee Miller einen hohen Preis zahlte. Psychische Probleme und ein schlechter Umgang mit Alkohol waren ein langer "Rattenschwanz", der sich weit über das Kriegsende hinauszog.
Klasse Buch. Absolut lesenswert
Antony Penrose, The Lives of Lee Miller, Bloomsbury, Thames & Hudson, London 2004
Nachdem ich LEE MILLER'S WAR BEYOND D-DAY gelesen hatte, wollte ich mehr über die Lebensgeschichte dieser beeindruckenden Fotografin wissen. Auch dieses Buch liest sich spannend, denn eines war das Leben Millers nicht, nämlich langweilig. Bei aller Vielfalt, die in Millers Leben zu finden ist, ist dieses jedoch auch voller Tragik. Schon in Kindheitstagen wurde sie Opfer sexueller Gewalt und musste später mit ansehen, wie ein Freund vor ihren Augen ertrank. In Lee Millers Leben ist es wie mit Goethes Ausspruch im Götz von Berlichingen: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“
Neben dem sich Durchsetzen-können, seinen eigenen Weg verfolgen, Partys feiern, tauchen in Millers Leben immer wieder solche Schatten auf. Die Erfolge als Kriegs-Fotojournalistin sind nur ein Highlight in Lees Karriere als Fotografien. Doch tragischerweise markiert dieser Höhepunkt auch das schleichende Ende von Lees fotografischem Schaffen.
Margaret Bourke-White, Portrait Of Myselfe, Simon And Schuster, INC., New York 1963
Einmal wieder hatte ich über bekannte Fotografinnen/Fotografen recherchiert. Unabhängig von der Fotografie, interessieren mich auch sonst hin und wieder Lebensgeschichten oder allgemein Geschichten aus dem Leben. Beim Suchen nach einer neuen Lektüre, sah ich nach einem Buch um, das mir eine spannende Lebensgeschichte vermittelt und ich dadurch vielleicht auch etwas im Bereich Fotografie lernen könnte.
Nachdem das Buch nur noch in einem Nachdruck zu einem recht "stolzen" Preis erhältlich war, konnte ich ein gebrauchtes Buch im Netz finden. Über eine deutsche Plattform für den Verkauf gebrauchter Bücher, bekam ich das Buch direkt aus den USA gesandt. - Ging erstaunlich schnell.
Die Lebensgeschichte der bekannten Life-Fotografin Bourke-White liest sich gut und ist spannend, ohne negativ aufregend zu sein. Interessant, wie die Autorin als Fotografin immer zu den Foto-Themen kam, die sie persönlich ansprachen. Ob in der Industrie-, Werbe- oder später Reportage-Fotografie für Life: immer stand am Ende der Erfolg.
Neben der an sich spannenden Biografie, die eine Frau zeigt, welche für die damalige Zeit eine eher ungewöhnliche Kariere machte, lernt man nebenbei auch Interessantes aus der Fotogeschichte. Allein der Aufwand, den Bourke-White betrieb, ihre ersten Fotos in einem Stahlwerk zu realisieren, liest sich spannend. Ähnlich spannend ist die Zeit in ihrem eigenen Foto-Studio in New York. Die Verbindung zum Life Magazin und die Tätigkeit als Kriegskorrespondentin gibt Einblicke in die Entwicklung des modernen (Foto-)Journalismus.
Alfred Eisenstaedt, EISENSTAEDT ON EISENSTAEDT - A Self-Portrait, Abbeville Press, Incorporated, New York 198510
Ein Bilderbuch für Fotografen. Lesen muss man hier nicht viel. Dafür darf man um so mehr schauen. EISENSTAEDT ON EISENSTAEDT basiert auf einer Unterhaltung von Peter Adam mit Alfred Eisenstaedt anlässlich einer Dokumentation für das BBC mit dem Titel "GREAT MASTER PHOTOGRAPHERS".
Die kurzen Texte geben zusammen mit den von Eisenstaedt gewählten Fotos einen guten Einblick in das große Lebenswerk des Fotografens. Von langen oder gar langweiligen Fachabhandlungen ist das Buch weit weg, dennoch gibt Eisenstaedt immer wieder Hinweise auf verwendete Kameras, Technik oder auch Vorgehensweise.
Wer Interesse an der Geschichte des modernen Bildjournalismus hat, wird dieses Buch mit Freude lesen, anschauen und sich am Ende ehrfurchtsvoll vor dem Meister seines Fachs verneigen.
Neben der spannenden Fotogeschichte, wird dem aufmerksamen Leser aber auch etwas von der traurigen Geschichte unseres Landes auffallen. Eisenstaedt musste, wie viele andere Zeitgenossen auch, seine ursprüngliche Heimat Deutschland verlassen, da mit der Machtergreifung der Nazis Juden "unerwünscht" waren. Immer wieder aufs Neue beklemmt mich, beim Lesen von entsprechenden Biographien oder Zeugnissen aus dieser Zeit, wie unbegreiflich menschenverachtend man in unserem Land gehandelt hat.
Janos Frecot (Herausgeber), Erich Salomon "Mit Frack und Linse durch Politik und Gesellschaft" - Photographien 1928 - 1938, Berlinische Galerie in Zusammenarbeit mit Schirmer/Mosel, München 2004
Über Alfred Eisenstaedt führt der Weg ganz schnell zu Erich Salomon. Eisenstaedt hatte einstmals selbst von dem seinerzeit berühmten Fotojournalisten Salomon gelernt, lebendige Reportage-Fotografien zu machen.
Über die Biografie von Alfred Eisenstaedt war ich auf den Namen Salomon gestoßen. Neugierig geworden, sichte ich nach Informationen und erwarb so das antiquarische Werk zum Leben und Schaffen von Dr. Erich Salomon. Das Buch war eigentlich eine Begleitpublikation zu einer Ausstellung über den Starfotografen der ausgehenden 20er bzw. 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Neben einer Vielzahl bemerkenswerter Fotos, gibt dieses Buch einen tollen Einblick über die rasante Entwicklung der Fotografie in den Medien der 20er und 30er Jahre.
Erich Salomon hatte, ohne selbst je das Fotohandwerk als Beruf gelernt zu haben, die neuen Möglichkeiten der Fotografie zu nutzen gewusst. Die Ernemann Ermanox mit ihrer lichtstarken Optik ermöglichte erstmals ungestellte, authentische Bilder aus Innenräumen. Die später eingeführte Leica war ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum "Candid-Shot", welcher eng mit Salomon verbunden ist. Salomos viel beachtete Fotoarbeiten hatten Einfluss auf den Fotojournalismus weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Doch nicht allein das fotografische Schaffen ist hier spannend nachzulesen. Salomons Biografie gibt auch tiefe Einblicke in turbulente Zeiten mit tiefen Schatten. Erich Salomon verlor früh seinen Vater. Zwei Schwestern starben jung an Knochen-Tuberkulose. Sein Bruder nahm sich in jungen Jahren das Leben. Als junger Familienvater erlebte er selbst die Härten des 1. Weltkriegs. Und auch seine Mutter - vermutlich auf die Nachricht von Erichs Gefangenahme im Krieg - beging Selbstmord.
Als promovierter Jurist, die Finanzen der Familie waren durch den wirtschaftlichen Zerfall nach dem verlorenen Krieg hinweggeschmolzen, versuchte sich Salomo zuerst mit einem eigenen Taxiunternehmen, bevor er dann in die Werbeabteilung des Ullstein-Verglas kam. Die Arbeit im Verlag führte Salomon dann in die Fotografie.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete Salomons Karriere mehr oder weniger abrupt. In den Niederlanden hoffte Salomon vor den Nazis sicher zu sein, was sich mit dem späteren Einmarsch der deutschen Truppen als Trugschluss herausstellte.
1944 wurde Salomon, seine Frau und sein jüngster Sohn inhaftiert, deportiert und in Auschwitz ermordet.