Wieder einmal hätte ich dieses Reh fast übersehen. Nahezu unauffällig, geschützt durch Gegenlicht und Schatten, lugte dieses Reh aus dem Kornfeld. Im letzten Augenblick duckte ich mich vorsichtig weg und brachte langsam die Kamera in Position. Der Wind stand zu meinen Gunsten und das Reh war neugierig sowie mutig. Bedacht und immer wieder prüfend kam das Reh langsam weiter aus dem Kornfeld. Immer wieder prüfte die Geiß die Luft. Irgendwie nahm sie mich wahr, konnte mich aber nicht wirklich wittern. Weiter und weiter traute sich das Reh aus der Deckung. Die Reh-Geiß stand in einer leichten Geländesenke. Selbst befand ich mich auf der gegenüberliegenden Erhebung.
Langsam und immer wieder prüfend, bewegte sich das Reh in der Senke und verschwand dann hinter dem hohen Gras zuerst aus meinem Sichtfeld. Vorsichtig ging ich etwas aus der Hocke. Innerlich frohlockte ich. Die Geiß war noch da und machte Anstalten, durch das hohe Gras den kleinen Hügel zu erklimmen. Einstweilen versuchte ich mich möglichst still und unauffällig weggeduckt zu verhalten. Tatsächlich. Das Reh schlich sich im Bogen um mich herum. Zuerst tauchten die Ohren auf. Dann stand die Geiß bei wunderschönem Licht im hohen Gras. Die Geiß lief weiter im Bogen um mich herum, bis sie sogar nahezu ohne Deckung vor mir stand und weiterhin versuchte, mich zu wittern.
Ohne vermutlich wirklich Witterung genommen zu haben, machte das Reh nach einer Weile wieder Kehrt. Dann setzte die Geiß für ein paar Sprünge an und war im Wald verschwinden, ohne jedoch einen einzigen Schrecklaut. - Was für ein Erlebnis!