Lange Zeit hatte sich das Wild im Dickicht verkrochen. Wiederholt war ich ohne interessante Wildbegegnungen von der Fotopirsch nach Hause gekommen. Die kalten Temperaturen sowie die weitgehend geschlossene Schneedecke der vergangenen Tage änderte die Situation schlagartig. Plötzlich war das Wild wieder anzutreffen.
Antreffen - das ist immer so eine Sache. Wild zu sehen ist eines, zum Schuss zu kommen, ist wieder eine andere Sache. Wehe man nimmt zu spät wahr, dass am Wegesrand ein Reh sich achtsam vortastet oder aufmerksam lauschend nach Nahrung sucht, dann ist das Reh schneller wieder im Dickicht, wie man den Finger auf dem Auslöser hat. Der Frost und Schnee erschwert die Sache weiter. Teils knirscht jeder Schritt und es ist nicht leicht, sich leise zu bewegen. Steht aber dann der Wind einem entgegen und man hat sich leise genug verhalten, freut man sich still und nimmt es gerne in Kauf, mit der Kamera im Anschlag auf dem Waldweg zu knien, um die Schönheit des Moments einzufangen. Perfekt ist das Ganze, wenn es gelingt, als stiller Beobachter überhaupt nicht wahrgenommen zu werden. Solche Situationen sind dann eine kleine Ewigkeit, die so lange dauert, bis das Wild von alleine weiterzieht. Hin und wieder dauert diese kleine Ewigkeit aber dann so lange, das man völlig verkrampft aus einer unangenehmen Position aufsteht und von diesem Gesichtspunkt gesehen froh ist, sich endlich wieder frei bewegen zu können.